DIE GESCHICHTE VON FRA ANGELICO UND DEN MUSIZIERENDEN ENGEL
Guido di Pietro wurde um 1387 als Sohn eines Landwirtes geboren. Als er mit 20 Jahren in das Kloster San Domenico in Fiesole eintrat, wählte er den Namen Fra Giovanni. Der junge Mönch begann die Wände des Klosters mit Fresken zu schmücken. Die zarten Farben seiner Bilder, die Anmut der Gestalten und die Frömmigkeit, die aus ihnen sprach, machten den malenden Mönch und sein Werk schnell bekannt. Wegen seiner lebendigen Engeldarstellungen und seiner ungewöhnlichen Sanftheit gab man ihre Anmut ihm den Beinamen Angelico.
1432 wollte sich die wohlhabende Zunft der Leinweber mit einem Tabernakel eine besondere Kostbarkeit gönnen. Man beauftragte einen Tischler mit der Holzkonstruktion für die Tabernakel Architektur, die nach einem Entwurf von Lorenzo Ghiberti, einem der wichtigsten Florentiner Bildhauer, gefertigt wurde. Erst im Juli des nächsten Jahres wurde der Vertrag über die malerischen Arbeiten mit Fra Angelico geschlossen. Man versuchte das Armutsgebot der Dominikanermönche geschickt zu nutzen, indem man für die Bezahlung des Malers „190 Florin oder so viel weniger, wie er für angemessen hält“ veranschlagte. Der Arbeitslohn ging ohnehin nicht an den Maler, sondern an den Orden. Beim Material hingegen wurde nicht gespart. Man verwendete Farben, Silber und Gold von bester Qualität und fasste das reiche Rahmenwerk in teurem Marmor ein.
Ob es ein großes Missverständnis oder mittelalterliches Mobbing war, lässt sich nicht mit Gewissheit sagen. Zumindest zeigte sich beim Einbau, dass Fra Angelicos Madonna zu klein für den Rahmen war und diesem Umstand verdanken wir die schönen Engel Bilder. Den Abstand zwischen Ghibertis Rahmen und seinem Bild überbrückte Angelico mit einem perspektivisch verlängernden Rundbogen. Darauf malte er Engel, die für sphärische Klänge sorgen und so die kostbare Betrachtung der Mutter Gottes erhöhen.